Folge 593 *) der neverending Soap opera "Mainstream gegen Gold: kein Argument ist zu dumm, um nicht genutzt zu werden". Heute: die FTD.

Seite 1 der FTD von heute, 29. März 2010: Ein weiterer Anti-Gold-Propaganda-Artikel "Goldige Versprechen". Wie so oft bedient sich der Artikel altbekannter Mittel der Agitation: man nehme einige Exzesse des unseriösen Goldhandels, die zwar quantitativ praktisch irrelevant aber dennoch unbestreitbar wahr und verurteilenswert sind - und bausche diese derart marktschreierisch auf, dass man rhetorisch nicht nur den hier thematisierten "Gold-Strukkies" Konkurrenz macht, sondern dass man die viel schlimmeren und vor allem quantitativ relevanteren Mega-Betrügereien à la Madoff im physischen Goldsilber-Markt hinter den Strukkie-Skandälchen verstecken kann.

Denn wer möchte auch widersprechen, wenn die FTD zurecht über lächerliche 1g-Gold-Verkäufer mit fast 100%igen Gewinnmargen lästert. Oder wenn vor Strukturvertrieben gewarnt wird, deren Methoden seit Jahren aus dem Versicherungs- oder Staubsaugervertretermarkt bekannt sind; und die nun in Einzelfällen auch im Edelmetallmarkt auftreten. Das sind journalistisch langweilige "Hund-beißt-Mann"-Berichte über längst bekannte Vertriebs-Methoden, die normalerweise von den heute in den Redaktionen so mächtigen "Newsdesks" gnadenlos ausgefiltert werden. Wenn -ja wenn- sich hier dem Mainstream nicht eine schöne Gelegenheit böte, von den WAHREN Skandalen im Goldmarkt abzulenken und unter dem Deckmantel des vermeintlich "investigativen", verbraucherfreundlichen und nutzwertigen Journalismus mal wieder auf den WAHREN und ultimativen finanziellen Konsumentenschutz "GoldSilber" einzudreschen.

Und so kommen in diesem Artikel auch gleich weitere Agitprop-Methoden zum Einsatz: Man leite den Artikel reißerisch ein mit einer (unliebsamen und damit zu widerlegenden) These, die dann ins Lächerliche gezogen und in einen negativen Kontext gesetzt wird. In diesem Fall lautet die These: "Die Ära des Papiergelds ist vorbei - ...". Welcher noch unverbildete Beobachter würde nach dem latenten finanziellen Armageddon seit Herbst 2008 hier widersprechen wollen. Keiner - außer der ahnungslosen aber absichtsvollen Feder der FTD, denn der Einleitungssatz geht wie folgt weiter: "... prophezeien jedenfalls windige Goldhändler, die mit Strukturvertrieb und Internetshops auf Kundenfang gehen [...] doch gottlob naht Rettung: Gold".

=> So so, Frau Göggelmann von der FTD: Sie schaffen es hier und im ganzen weiteren Artikel, konsequent allen Goldverkäufern die Aura des Anrüchigen und Unseriösen, Betrügerischen anzuhängen. Clever - aber durchschaubar. "Man merkt die Absicht und ist verstimmt" - schon Goethes Tasso kannte den Propaganda-Trick der bewussten Abwertung durch unzulässige Verallgemeinerung.

Dabei geht es hier nicht um die Verteidigung der neuen GoldStrukkis "mit Sitz in Bratislawa" (O-Ton FTD) - aber versuchen wir doch einfach mal kurz, uns den WAHREN Problemen der kleinen Leute beim Goldkauf, -verkauf und bei der Goldanlage zu nähern:

1. Problem der kleinen Einheiten
Es ist nichts Neues im GoldSilber-Markt, dass Kleinstmengen (1g-Goldbarren, 10g-Silberbarren usw.) unwirtschaftlich sind, weil schon die Press- oder Prägekosten pro Kleinstbarren oder Münze 20-50% Aufschlag über Spot rechtfertigen - und selbst seriöse Händler dieses eigentlich ungeliebte Geschäft dann noch einmal mit weiteren 20-50% Strafmargen belegen. Kleinvieh macht dann immer noch Mist. Eine gute Anlage werden solche Barren erst nach vielen Jahren - aber das ist in keiner Weise ein NEUES Phänomen im Gold- und Silbermarkt. Eben darum sind auch seriöse Einkaufsgemeinschaften entstanden, die der FTD-Artikel auch kennt - nur um sie in lächerlicher Weise in einen Topf mit den GoldStrukkis zu werfen: "Die Strukturvertriebe versprechen, dass sie durch Einkaufsgemeinschaften, den Kauf 'großer Goldbarren' oder den Betrieb eigener Minen bessere Preise heraushandeln". XX( :lalala:
=> Wiederum eine völlig unzulässige Vermengung berechtigter Kritik an den Strukkis mit unzulässiger Kritik an ALLEN (!) Einkaufsgemeinschaften. Dass der Satz sogar unlogisch ist (Strukkis VERkaufen Gold und leben von der Marge, seriöse Einkaufsgemeinschaften VERWAHREN nur Edelmetalle - ein großer Unterschied!), fällt hier gar nicht mehr ins Gewicht. Ebensowenig wie das Geblubber von der eigenen Goldmine, das nun wirklich selbst der DAG ["Dümmste anzunehmende Goldankäufer"] oder der DAM ["Dümmste anzunehmende Mainstream-Leser"] nicht ernst nehmen wird.

2. Abzocke im ANKAUF
Kein Wort verliert die FTD über die Abzocke über den heute so beliebten Gold-ANkauf auf dem platten Land oder beim Bahnhofs-Juwelier oder gar in der Pfandleihe. Wer kennt sie nicht: die flächendeckend plakatierten Ank(l)aufswünsche der vielen "Altgold"-Aufkäufer, die mittlerweile auch noch von "Goldparty"-Organisatoren ergänzt werden, welche Cash-arme Hausfrauen um ihre nicht mehr benötigten Eheringe erleichtern. Aber HIER geht es ja um den offenbar von der FTD durchaus tolerierten (erwünschten!) ANkauf des im Volk verbliebenen Restgoldes. Im Gegensatz zum im Artikel breit thematisierten VERkauf ans Volk schweigt hier des FTD-Sängers Höflichkeit über absurde Begriffe wie "Altgold" (ein vor 40 Jahren geprägter Krügerrand ist ebenso wertvoll wie einer der 2010er-Serie) oder über die Margen der fliegenden GoldANkäufer, die hart an Wucher grenzen und die Ahnungslosigkeit der "Altring-" und "Altkettenbesitzer" gnadenlos ausnutzen.

3. Abzocke bei den Schmelzen
Wir haben es versucht: Es ist definitiv nicht möglich, bei den "Altgold"-Ankaufsstellen IRGENDWELCHE Ware zu auch nur ansatzweise marktgerechten Preisen EINzukaufen. Es ist ein reines Einbahnstraßensystem in Richtung Schmelzen. Diese erwirtschaften übrigens trotz der bereits gewaltigen Margen der "Altgold"-Ankaufs-Strukkis nach glaubhaften Insiderberichten EBENFALLS noch Kapitalrenditen von über 20%, bei denen mittlerweile sogar "Mr. 25%" Joe Ackermann neidisch würde! Ein weiteres Feld der investigativen Forschung für die FTD, das sie aber brach liegen lässt.

4. Betrügereien bei den Papiergold- und Papiersilber-Tigern
Leser meiner Artikel und Besucher unserer DEG-Veranstaltungen kennen meine seit über 5 Jahren dokumentierte Skepsis gegenüber allen Formen der nicht allokierten "Goldkonten", gegenüber den meisten Goldsilber-ETCs und -ETFs oder gar gegenüber GoldSilber-Zertifikaten. Wir sprechen in den meisten Fällen von reinen Papieranlagen und/oder von nicht allokierten bzw. nicht voll hinterlegten Produkten. Ganz zu schweigen von den zT via AGB LEGALISIERTEN Entleihungen von Material, die auch und insbesondere bei den GRÖSSTEN Gold- und Silber-ETFs an der Tagesordnung sind! Hier geht es um WIRKLICH marktbewegende Milliardensummen gegenüber vergleichsweise Minibeträgen bei den Goldstrukkis. Aber kein Wort in der FTD über diese gefährlichen Mega-Ponzi-Systeme, die die nicht 100%ig allokierenden (meist angelsächsischen) Groß-ETFs heute darstellen und ohne deren Verleihungen die Metallpreise längst im Orbit wären. HIER läge ein echtes investigatives und Verbraucher-schützendes Aufgabenfeld für die FTD und für den Mainstream. Schade, dass auch DIESER Artikel mal wieder nur eine Bruchteilwahrheit darstellt!

5. Betrügereien an der Comex und der LBMA
Von den Betrügereien an der Comex und an der LBMA wollen wir mal gar nicht erst anfangen, denn sonst würde den FTD-Redakteuren schon bei den Zahlen schwindelig. Daher nur so nebenbei ein Verweis auf einen gestern erschienenen und lesenswerten Artikel "Former Goldman Commodities Research Analyst Confirms LBMA OTC Gold Market Is 'Paper Gold' Ponzi". Kleiner Auszug gefällig?

"LBMA trades over 100 times the amount of gold it actually has to back the trades. [...] Almost every day we hear of a new financial fraud that has been exposed. The gold and silver market fraud is likely to be bigger than all of them. Investors in their droves, who have purchased gold in good faith in 'unallocated accounts', are going to demand delivery of their metal. They will then discover that there is only one ounce for every one hundred ounces claimed. They will find out they are 'unsecured creditors'. [...]
Mr. Christian confirms what many analysts and GATA have been alleging that there is not much REAL physical metal, but testifies that there is actually one hundred times the REAL Physical metal being sold based on the much more 'loose' definition of what 'physical' means to the bullion banks. The last sentence of his statement is mind-blowing. He says the 'physical' positions of the bullion banks are so huge that they are much bigger than the COMEX short position. He says the 'physicals' are hedged on the OTC market in London! Did you get that? Let me walk you through it. The bullion banks are selling what is supposed to be vault gold but it is just a ledger entry if the customer never asks for delivery. They must balance their exposure with a ledger deposit entry. This has to be some paper promise :no: of gold from a third party, or some derivative 88| , or even some real gold bullion. If all the ledger entries balance out then the bullion bank has no net exposure in exactly the same way the futures market works with a short offsetting a long. A futures market can never default if no one asks for delivery as only paper contracts are traded. The loosely defined 'physical' London market is an identical scheme. As long as everyone is prepared to buy and sell 'ledger entries' for imaginary gold in the vault no one will ever discover the fraud."

So könnte man noch eine ganze Weile weitermachen, denn wir sprechen ganz offensichtlich (siehe aktuell die von der GATA und von Ted Butler nach Jahren erzwungene CFTC-Anhörung, von der oben im Artikel ebenfalls die Rede ist) vom größten Betrugsschema unseres Finanzsystems, sofern man dieses nicht SELBST als den ALLERgrößten Betrug ansehen würde, wobei wir natürlich niemals widersprechen würden.

Doch was fällt der FTD zu all dem ein? Nichts weiter. Man redet lieber in abwertender Weise von "unseriösem Goldklamauk" und von "Lagerungen im Gotthardmassiv" und vom "Phänomen der Goldapostel, das um sich greift". :!: Letzteres ist offenbar genau das Problem, das die FTD zu bekämpfen die Aufgabe hat. Goldkäufe werden zum Massenphänomen und das KANN systemtragenden und im Auftrag schreibenden Gazetten nicht passen.

Kein Argument ist eben zu dumm, um nicht genutzt zu werden. Frau Göggelmann macht sich sogar über einen z.B. bei Investmentbanken im "pitch" so beliebten Spruch lustig und zitiert aus einem Werbeprospekt einer Goldfirma "Wir sind eine Firma von Visionären mit zusammen 500 Jahren Erfahrung in dem Markt".
=> Nun: der Spruch ist in der Tat platt und peinlich - aber dennoch schon seit New Economy-Zeiten fast Standard in Businessplänen und Werbebroschüren angelsächsischer Unternehmen, Kanzleien und Banken (darunter JP Morgan und Godman). Warum also sollten nicht auch ein paar Goldklitschen diesen Marketing-Jargon nutzen dürfen?
=> Im Vergleich zum intellektuellen, wirtschaftlichen, logischen und sprachlichen Müll dieses peinlichen FTD-Artikels fallen die "500 Jahre Erfahrung" doch kaum ins Gewicht. Hätte die Schreiberin 500 Jahre GoldSilber-Erfahrung oder wenigstens die letzten 500 Jahre Edelmetall-Geschichte recherchiert, wäre dieser Artikel SO nicht entstanden. "Si tacuisses, philosophus mansisses": Hätten Sie mal geschwiegen, Frau Göggelmann, denn Schweigen kann Gold sein.
=> Aber halt: vielleicht sind Sie ja SILBERbug und handeln strikt nach dem Motto: "Reden ist Silber". Na dann: vielleicht werden Sie -wenn schon keine erfolgreiche Journalistin- so doch noch erfolgreiche Anlegerin...

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*) Folge 593 gemäß der inoffiziellen PB-Zählung besonders schlechter und propagandistisch und/oder ideologisch gegen Gold gerichteter Mainstream-Artikel seit 1965.
(R) Registered Trademark = "MAGSO-PB" ["Mainstream Anti-Gold Soap Opera - PB"]