Der planwirtschaftlich-sozialistische "moderne" Staat des 21. Jahrhunderts ist nicht nur ein Realität gewordener feuchter Traum von Lord Keynes, sondern zugleich immer und überall ein fürsorglicher Nanny-Staat für seine Bürgen äh Bürger. Brot und Spiele, Pseudo-Krisen und künstlich-sterile Emotionen à la DSDS halten die Bürger von der Wahrnehmung der REALEN Gefahren ebenso fern wie von allen relevanten Themen und INSBESONDERE von allen Rendite-trächtigen Anlagen.

Als hätte es für diese Feststellung noch weiterer Beweise bedurft, liefern die Finanzeliten gestern und heute gleich zwei neue:

Zunächst verbietet die österreichische Finanzaufsicht FMA den Österreichern die bei diesen sehr beliebten Fremdwährungskredite - die insbesondere in Form günstiger Franken- und Yenkredite einen sehr hohen Marktanteil haben. Die Begründung der FMA: "... für private Schuldner zu riskant"! Ein Zeitungsbericht "Österreich verbietet Carry-Trades" führt dazu weiter aus: "Künftig sollen in Österreich solche Finanzierungen nur noch in Ausnahmefällen erlaubt sein - etwa für gehobene Privatkunden und für Personen, die auch über Einkünfte in fremder Währung verfügen. Weil ein generelles Verbot aus rechtlichen Gründen schwierig ist, wird die Aufsicht sogenannte Mindeststandards für die Kreditvergabe veröffentlichen und laut Ankündigung streng kontrollieren. "

=> Was lernen wir hier:

1. Manche sind mal wieder gleicher. Wo soll denn die Grenze der Zulässigkeit von Carry-Trades gezogen werden? Wer ist "gehobener" Privatkunde? Das ist verfassungswidrige Willkür und ein klarer Verstoß gegen EUlite-eigene "Antidiskriminierungsrichtlinien" - auch wenn die deutsche BaFin zusammen mit den sich selbst vor Konkurrenz schützenden Banken natürlich seit Jahren nichts anderes tut (obligatorische Risikoeinstufung der Kunden).

2. Und warum ist ein "generelles Verbot aus rechtlichen Gründen schwierig"? Nun - da kommt einem doch z.B. gleich die auf EU-Ebene so hoch aufgehangene Kapitalverkehrsfreiheit in den Sinn: Wer den Marktteilnehmern verbieten wollte, Kredite in Japan oder der Schweiz aufzunehmen, verstößt automatisch gegen Wortlaut und/oder Geist des Kapitalverkehrsfreiheits-Grundsatzes [von der marktwirtschaftlich-rechtsstaatlichen Vertragsfreiheit ganz zu schweigen]. Also bleibt dieser pro forma erhalten - wird aber auf kaltem Weg für Kleinanleger abgeschafft - obwohl z.B. ein günstiger Yen-Kredit für kleine Häuslebauer in manchen Marktphasen durchaus Sinn machen kann. Selektive Planwirtschaft also zugunsten einer Bankenclique, die weiterhin den freien Kapitalverkehr nutzen darf und wird.

3. "Strenge Kontrolle" bedeutet zudem immer und überall mehr Bürokratie und mittelfristig die EUropäische, supranationale Kontrollmacht.

4. Haben denn die Carry-Trades der KLEINanleger die Finanzkrise seit 2008 ausgelöst? Quatsch - DIE waren es nun zuletzt! Das Billionen-schwere Finanzkasino der Banken und Hedge-Fonds war Auslöser und Profiteur zugleich. Wer hat denn die toxischen MBS-Pakete geschnürt? Wer hat erst Yen-, dann Dollar-, dann Franken-Carry-Trades im Billionen-Maßstab durchgeführt und sich letztlich verzockt und musste per Druckerpressen- und Steuergeld 13-stellig gerettet werden? Der österreichische Kleinsparer??

Soweit so schlecht. RICHTIG peinlich, schlimm und potenziell totalitär wird aber das Geblubber der die Kleinsparer bevormundenden Nanny-Gesellschaft bei der heute veröffentlichten "Altersvorsorge :!: -Ampel" des deutschen "Instituts für Vermögensaufbau" (IVA). Hier ein "Teaser-Bild" - bitte für Details diesen Link anclicken.



Beim Anblick dieser "Risikoampel" wendet sich jeder monetär noch unverbildete Vermögensverwalter und jeder Website-Gast des IVA mit Grausen - ganz wie einstmals der König von Ägypten in Schillers "Ring des Polykrates".

Vorab: Dass Gold in dieser Aufstellung schon einmal mal GANZ fehlt, ist bei einer explizit für die ALTERSVORSORGE entwickelten Ampel schlechthin absurd.
:!: Und falls sich die Macher der Ampel (übrigens unter der Leitung eines Psychologen und eines Mathematikers mit "klassisch" Markowitz´schem Risikohintergrund) wie folgt exkulpieren sollten...
"Gold fällt doch unter Rohstoff und Rohstoffonds HABEN wir doch in der Ampel" :lalala:
... dann würde dies nur beweisen, dass sie nichts - aber auch gar nichts- von der Sonderstellung von Gold zum Vermögenserhalt verstanden haben. Zudem sind Rohstoff- und Goldfonds gemäß dieser abstrusen Ampel WEDER für kurzfristige, noch für mittel- oder langfristige Anlagen zur Altersvorsorge geeignet. Dabei macht Gold (in Euro) derzeit fast wöchentlich neue Alltimehighs und ist seit 2001 meines Wissens die EINZIGE Anlageklasse mit ausnahmslos positiver Jahresrendite ...

Weitere Beispiele gefällig?

1. Kapital-Lebensversicherungen bekommen als Werkzeug der langfristigen Altersvorsorge ein grünes Licht... :no: Oh Graus: Wie viele Milliarden GR-Bonds und toxische MBS haben die Versicherer in den Portfolia? Wie viele Währungsreformen wird es im Euro-Raum bis -sagen wir- Auszahlungstermin 2030 geben? Wie hoch wird selbst OHNE Währungsreform die reale Kaufkraft der ausgezahlten LV-Summe noch sein? Selbst der ursprüngliche Erfinder einer anderen Risikoampel (die Verbraucherzentrale Hamburg) hat 2009 den Daumen über Kapital-LVs gesenkt...

2. "Tagesgeld" bekommt ein klares grünes Licht. Sogar noch mittelfristig. "Altersvorsorge per mittelfristigem Tagesgeld"?? Wie soll das sinnvoll gehen? Weiteres zu Geldmarktkonten und Tagesgeld wurde in diesem Blog schon früher gesagt.

3. "Mischfonds" bekommen langfristig grünes Licht. Dabei gibt es kaum etwas Intransparenteres als diese Fonds. Wenn die Anleger gar nicht wissen (können), worin sie investiert sind, wissen sie hinterher nicht einmal, WARUM sie Geld verloren haben...

4. "Rentenfonds Euro-Staatsanleihen" bekommen über ALLE Laufzeiten ein glattes "grün"! Das ist schlichtweg absurd :crazy: und ignoriert alle aktuellen Warnungen der Kapitalmärkte vor Anleihen (auch Staatsanleihen), alle Griechenland-Debatten, alle Währungsreform-Risiken. Und IVA-Vorstand Beck sagt dazu noch ernsthaft, man müsse "nicht nur auf die Kurshistorie schauen, sondern qualitative Prognosen in die Risikomessung einbauen". Hm - welche "qualitativen Prognosen" dieser Mathematiker wohl eingebaut hat: Vielleicht das "Aktuelle Soros´sche Börsen-Einmaleins", gerüchteweise demnächst veröffentlicht im FTD-Verlag, in dem Gold dann wieder mal als "Blase" bezeichnet wird?

5. "Einzelne Aktien (Dax)" bekommen über alle Laufzeiten ein "rot". Ja so was... das IVA ist ein Perma-Bear für deutsche Aktien. Komischerweise aber nicht bei "Aktienfonds Welt". Überhaupt ist die Differenzierung zwischen "AktienFONDS" und "EINZELaktien" hochgradig bedenklich und wird regelmäßig durch Portfolio-Untersuchungen widerlegt: Die große Mehrzahl der Fondsmanager schlägt die zugehörigen Indizes nicht, so dass selbst eine zufällige Einzelauswahl von Aktien zu keinen schlechteren Ergebnissen führen würde. Dabei gäbe es aus fundamentaler Vermögensverwalter-Sicht mit Mikroanalyse-Kraft IMMER und selbst in der schlimmsten Depression gute stockpicks, die man kaufen kann. Das IVA schließt also ganz bewusst Kleinanleger von besonderer Performance aus. >:XX

6. Extrem schlimm ist dieser Ausschluss bei den "Rohstofffonds / z.B. Energie", die beim IVA über alle Laufzeiten und kategorisch zum Tabu erklärt werden. In Zeiten von PeakOil ist das geradezu fahrlässig und zeigt, dass dieses "grand investment game" mit Energietiteln offenbar den Großen und Banken vorbehalten bleiben soll.

7. Unter "Rohstofffonds" subsumiert die IVA vermutlich auch Gold und Silber, was absolut NICHT sachgerecht wäre (s.o.). Falls GoldSilber wider Erwarten in der IVA-Denke NICHT einmal unter "Rohstoffe" fallen sollten, dann fehlt hier in der Altersvorsorge-Ampel einfach eine -wenn nicht gar DIE wichtigste- Anlageklasse für die Altersvorsorge... :no:

Man könnte so noch eine Weile weiter machen. Es gibt aber auch methodische und grundlegende Kritik an der ganzen Ampelidee:

1. Wenn IVG-Vorstand Beck erläutert "Es geht um eine Risikobewertung der einzelnen Produkte. Das Risiko des Gesamtportfolios lässt sich daraus nicht ablesen", dann führt das doch die ganze Idee der Risikoampel ad absurdum. Denn NATÜRLICH kann man im Rahmen einer sinnvollen Altersvorsorge-Anlagestruktur das Zielportfolio NUR gesamthaft analysieren. Das ist sogar Mainstream-Markowitz-Wissen (dazu unten mehr). Was soll die Risikoeinschätzung eines EINZELNEN Titels bringen, der vielleicht per StopLoss oder per Derivat-Gegenposition im Portfolio gehedged ist? Das ist schon systemisch und vom Ansatz her reine Volksverdummung.

2. Hinzu kommt die für Value-Investoren (und das sollten ALLE langfristig für die Altersvorsorge Investierenden sein) grundsätzliche Fragwürdigkeit des Markowitz-Ansatzes, der "Risiko" immer mit "Volatilität" gleichsetzt. :!: Für den Value-Investoren, der im Rahmen seiner Grundannahmen ("Wann kommt die nächste Währungsreform? Wie viel Inflation haben wir bis dahin? Welchen Diskontierungssatz setze ich an? Welche Annahmen zur Unternehmenssubstanz und welche Bewertungsmethodik sind angemessen?") einen fairen Unternehmenswert seiner Aktie errechnet, spielt die Volatilität als RISIKOFAKTOR KEINE Rolle. Ganz im Gegenteil kann er sich Volatilität (=Schwankungen und Abweichungen des aktuellen Aktien-Kurses vom fairen Wert) zunutze machen und zu günstigen Zeitpunkten kaufen/verkaufen, wenn eben der faire Wert über/unter dem Kurs liegt. Auch wenn Markowitz für seine uralte "moderne Portfoliotheorie" einstmals den Nobelpreis bekommen hat. DIESE Gleichsetzung ist und bleibt grundfalsch und hat seit ihrer Erfindung Generationen von Ökonomiestudenten und Vermögensverwaltern versaut. :!:

3. Vor allem aber hat dieser Ansatz, der unzweifelhaft auch ein Kern-Bestandteil der IVA-Ampel-Modelle ist, seit Jahrzehnten Kleinanleger von Investments in WIRKLICH risikoarme und renditeträchtige Investments erfolgreich abgelenkt. GoldSilber-Anlagen sind da nur EIN Beispiel.

Und so kann man leider nicht milde über die IVA-Ampel hinwegsehen und darüber lächeln: Denn es droht real die Gefahr, dass zunächst die Banken intern diesen Schwachsinn in ihre Beratungsgespräche integrieren und dass später sogar der Gesetzgeber die Bevormundung durch die Ampel verbindlich macht und Kleinanleger von allen "roten" und "gelben" Anlagen kategorisch ausschließt! :!:>:XX So wie er es eben auch schon seit einiger Zeit über die "Risikoklassen-Einstufungsbögen" und die mittlerweile obligatorischen Beratungsprotokolle macht. Selbst ein "kaltes" Goldverbot für Privatkleinanleger wäre so "unspektakulär" durchsetzbar...

Alles treu dem Motto folgend: "Diese Anlageentscheidung ist nun protokolliert, systematisiert, bürokratisiert, Ampel-zertifiziert, garantiert und sicher".
=> Ganz sicher also: renditelos...

Und die anonymen Hedge-Fonds auf dem Caymans, die ebenso anonymen US-Delaware-Anleger und die primary dealers und Gelddrucker der Fed dürfen einstweilen "unprotokolliert und ohne Ampel-Zertifikat" die Welt in die nächste Finanzkrise stürzen, die zugleich die letzte sein könnte. Immerhin aber tun sie dies für SICH hochprofitabel, "systematisiert, garantiert und sicher"...