Dirk Müller ("Mr. Dax") hat auch heute wieder wie meist einen guten Tageskommentar. Das Video sollte man anhören oder wenigstens die letzte Minute davon. Müller bemerkt zurecht die aktuell extreme Divergenz der Meinungen zweier Lager:

Einerseits den absurden (?) Optimismus der Medien (FTD heute: "Aufschwung 2010 kaum noch zu stoppen") und der Chefvolkswirte (allerdings nach Müller just die, "die im Sommer 2008 eine Rezession vollkommen ausgeschlossen haben") und ...

... andererseits die Horrormeldungen aus der Realwirtschaft ("Japan: minus 35% Importe, minus 25% Exporte yoy") sowie von den IFOs, IWFs und Soffins der Welt zur Banken- und Versicherungslandschaft ("Erst die Hälfte der Bankenverluste sind bekannt"; "Noch riesiger Abschreibungsbedarf"; "Bad Bank der WestLB mit 85 Mrd EUR Schrottauslagerung bei einer Bilanzsumme von gerade 254 Mrd EUR!").

Mr Dax merkt dazu an: "Ich habe selten eine Zeit erlebt, in der die Meinungen zur zukünftigen Entwicklung DERART auseinandergehen und die Lager so sehr voneinander getrennt waren. In der die einen von starkem Aufschwung sprechen, die anderen von starkem Einbruch - und beides ist möglich. Es ist eine faszinierende Zeit..."

=> Nun denn: Dieses vermeintliche Dilemma löst sich sofort auf, wenn wir uns schon mal angewöhnen, die Welt geistig getrennt zu betrachten und einerseits die NOMINAL-Werte zur Kenntnis zu nehmen und andererseits die REALE Werthaltigkeit und Kaufkraft zu beobachten. Wir sollten alle dieses Schisma im Kopf heute schon entwickeln. Wir werden es bald brauchen (3 Jahre noch?!).

=> Die Sachwert- und Aktienbesitzer der Weimarer Republik hatten spätestens 1922 verstanden, dass die wegen der heiß laufenden Notenpresse nominal steigenden Kurse die offizielle rosarote Propaganda-Rhetorik unterstützten - während es aber eigentlich NUR die reale Kaufkraft war, auf die es letztendlich ankommt. Sehr schön ablesbar ist diese in inflationären Zeiten extreme Divergenz an einem Aktienindex-Chart aus der Weimarer Hyperinflationszeit.

Da der Dollar damals (fast) so gut wie Gold war, kann man an der rechten Dollar-Skala die reale Wertentwicklung von Aktien i.S.v. Kaufkraft-Entwicklung ablesen (grüne Linie). Bei der schwarzen Linie "Aktienkurse in Reichsmark" beachte man dagegen die logarithmische Skalierung ...

=> Immerhin kam man mit den richtigen Aktien -unter hoher Vola und zwischenzeitlichen Buch-Verlusten von über 80%(!)- am Ende gut über Inflation und Währungsreform. Wie viele Deutsche in den bitterarmen Zeiten zwischen 1914 und 1923 und über den Inflationsklimax von November 1923 hinaus wirklich ihre Aktien halten konnten, ist statistisch leider nicht überliefert.

=> Anyway: Gut möglich, dass "Mr Dax" per 2013 auch noch "Dax 100.000" kommentieren wird. Oder "Gold 50.000" *). Und (speziell nach unten manipuliertes) Gold übersteht real gerechnet sowohl deflatorische als auch inflationäre Zeiten gut. Mr Dax weiß das als schlauer Marktkommentator übrigens auch: auf seinem Vortrag auf der Edelmetall-Messe der Goldseiten hat er das genau so klargestellt.

*) Marc Faber meinte dazu neulich: "Wenn Gold schnell auf 5000 Dollar steigt, wird es auch auf 5 Billionen Dollar steigen". ... Man wird sehen.