Der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger Paul Samuelson ist am Wochendende gestorben.

De mortuis nil - nisi bene. Nicht immer lässt sich diese antike Empfehlung des Philosophen Chilon einhalten. Also bleiben wir wenigstens fair und fangen mit dem Guten an:

Samuelson, an dessen Tod mit 94 Jahren seine Hebamme sicherlich keine Schuld mehr hat, war wohl ein guter Wissenschaftler und ein sehr guter quantitativer Modelltheoretiker, soweit ein kleiner Blogger mit Diplom-Informatik-Grad das eben beurteilen kann.

Sein Werken und Wirken ist schon früh von zwei für die Welt im Nachhinein tragischen Ereignissen beeinflusst worden:

1. Er in der falschen Zeit sozialisiert worden
Wer sich 1932 mit 17 Jahren in Chicago inmitten bitterster Depressionsfolgen ausgerechnet als Ökonomiestudent einschrieb, der konnte ohne überragende Analysekraft, ohne Studien der Wirtschaftsgeschichte und ohne übermenschliche Abstraktionsanstrengungen kaum das Hohelied der freien Marktwirtschaft singen. Und so TAT es Samuelson auch nicht. Weder in den Dreißiger Jahren noch jemals danach.

2. Er hatte die falschen Lehrer
Was sollte nach den Depressionserfahrungen auch herauskommen, wenn ihn in Harvard damals ausgerechnet Alvin Hansen und damit John Maynard Keynes *) beeinflussten...? Keynes ist zeit seines Lebens nie auf die für die Österreichische Schule so naheliegende Idee gekommen wäre, dass die Große Depression der Dreißiger eine platzende Blase bzw. eine unvermeidliche Folge der pervers-kreditfinanzierten "Roaring Twenties" gewesen ist! Und so wurde auch Samuelson schon als Teenager und Twen auf die falsche Schiene gesetzt und "wissenschaftlich" fehlerhaft eingenordet. Die WAHRE, ungestörte Marktwirtschaft mit solidem, gedeckten Geld hat Samuelson nie kennengelernt. Noch hat er sich wohl je ernsthaft historisch mit der ungestörten Wirtschaftsentwicklung mit fast inflationsfreiem Wachstum unter der Zeit des Goldstandards im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert beschäftigt.

So weit - so tragisch. Leider arbeitete Samuelson danach jahrzehntelang auf Basis falscher Prämissen aus den Dreißigern. Nie schwor er dem keynesianischen Irrglauben ab, dass Marktunvollkommenheiten das Eingreifen des Staates notwendig machen. Er arbeitete auf diesem theoretisch (gerade aktuell) schwankenden Grund so einflussreich, dass ihm das Nobelpreis-Komitee 1970 wohl zurecht bescheinigte, er habe "große Teile der Wirtschaftstheorie umgeschrieben". 1971 war -vermutlich nicht zuletzt auch durch seinen Beitrag- die Gehirnwäsche der Wirtschaftswissenschaften und der Bevölkerung weit genug vorangeschritten, dass Nixon den so enorm fatalen Schritt tun konnte, der Welt mit der Goldanbindung der Währungen den letzten Gradmesser ökonomischer Rationalität zu nehmen. Ein Schritt, der letztlich zu all den fatalen Geldmengen-, Anleihen-, Aktien- und Derivat-Blasen und zu den gesellschaftlichen Fehlentwicklungen und sogar Gesellschafts-gefährdenden Bankenbailouts der letzten 30 Jahre und speziell der letzten 2 Jahre geführt hat!

Samuelson hat sich als primär naturwissenschaftlicher Theoretiker in ein Fremdfach eingemischt, zu dem mathematische Modelltheorien jedenfalls auf Makroebene einfach per definition nicht passen! Die Ökonomie ist eine (angewandte) Sozialwissenschaft mit dem Haupt-Forschungsobjekt "komplexer, imperfekter und häufig irrationaler Mensch". Sie ist keine Naturwissenschaft mit praktisch immer sehr eindeutigen Kausalgesetzen von Ursache und Wirkung. Die "oikonomia" als griechischer Wortstamm des Wirtschaftens bedeutet schlicht "Haushaltsführung. Und da "menschelt" es eben regelmäßig. Die mathematisierte "Ökonometrie" bzw. "Economics" im Samuelson´schen Verständnis ist dagegen ein mathematisch-schönes Bauwerk, das aber leider wenig mit der realen Menschenwelt zu tun hat. Und erst recht nichts mit den Realitäten in der pervertierten Welt des privatisierten fraktionalen und ungedeckten Papiergeldsystems, in dem das "uneven playing field" zugunsten der Gelddrucker und Systembanken heute die absolute Regel ist! Die allgegenwärtigen Markt-Manipulationen und die Mengen an willkürlich von Eliten gedrucktem oder auch wieder vernichtetem Papiergeld sind niemals modellierbar! :no: Weder qualitativ noch quantitativ. Nicht ex post und erst recht nicht ex ante, wie es die Modelltheoretiker aber immer so autoritativ behaupten, wenn sie neue, noch komplexere Modell vorlegen...

Fazit: Die Schwedische Nobel-Akedemie hatte 1970 recht und hat es bis heute: Paul Samuelson WAR "einer der wichtigsten Wirtschaftswissenschaftler des 20. Jahrhunderts". Und ja, er HAT "große Teile der Wirtschaftstheorie umgeschrieben."

Den MENSCHEN selbst hat er zum Glück nicht umschreiben können (auch wenn seine geistigen Erben heute derartige Allmachtsphantasien hegen - ganz aktuell z.B. in Form diverser demokratiefeindlicher Zwangsbeglückungen in Kopenhagen: http://www.welt.de/wissenschaft/article5517493/Die-riskanten-Allmachtsfantasien-der-Klimaforscher.html).

Und so bleibt wie immer die Hoffnung: Wenn 96 Jahre nach dem Federal Reserve Act von Weihnachten 1913 endlich die hyper-mathematisierte, von Hybris, Allmachtsphantasien und Machbarkeitswahn mittels fiat money durchdrungene Wirtschafts"wissenschaft" stürbe und damit die WAHRE Marktwirtschaft nach fast 100 Jahren endlich wieder eine Chance bekäme, dann wäre Samuelson nicht umsonst gestorben. Es sollte Samuelson posthum doch genügen, "Ökonom EINES Jahrhunderts" gewesen zu sein, wie ihm die SZ heute bescheinigt. Das 21. Jahrhundert muss wieder der Ratio und dem gedeckten Geld gehören.

****************
*) Bezeichnend für die journalistische Verwirrung ist übrigens der "Hohlspiegel"-verdächtige Fehler in der heutigen FTD-Printausgabe (S. 14), die von Samuelson als "Schüler von Milton Keynes" spricht... :oops: